Auschwitz. „Vorbereiten kann man sich inhaltlich, aber nicht seelisch.“

Von Pauline Eikens.

Wie jedes Jahr sind wir auch dieses Jahr mit den 9 – 13 Klässlern der IGS Roderbruch nach Polen gefahren. Um genau zu sein, ist es keine Freizeitfahrt wie z.B. eine Klassenfahrt, nein es ist eine Gedenkfahrt nach Ausschwitz 1 und Auschwitz Birkenau. Es ist uns wichtig, dass diese Ereignisse, die damals passiert sind, nicht in Vergessenheit geraten. Sicherlich ist es unsere Vergangenheit, aber dennoch etwas was man gesehen haben muss, um es besser verstehen zu können. 

Es war mir wichtig, das gesehen zu haben, da es ja immer noch etwas anderes als es auf Bildern zu sehen. Ich wollte es mit eigenen Augen sehen und spüren. Wenn man etwas in live sieht ist es etwas anderes als auf Bildern im Schulbuch. Ich wollte die Wege beschreiten, die die Millionen Opfern des Holocaust vor mir gegangen sind. Desweiteren will ich meine Erfahrungen, die ich dort dann gesammelt habe, als Teamerin weiter an meine Nachfolger geben, die, wie ich war, das erste mal dann dort sind. Ich will ihnen helfen mit den tausenden von Gefühlen, die auf sie zukommen klar zu kommen, naja so gut ich kann.

Vorbereiten kann man sich zwar inhaltlich, aber nicht seelisch. Wir hatten viele Workshops in der Schule über das was uns bevor steht. Sind nochmal durchgegangen wie, das alles passiert ist und uns wurden Fragen gestellt was wir erwarten und was wir dabei fühlen werden. Ich persönlich habe auch viel Rat bei meiner Schwester gesucht, da sie selber schon einmal da war. Das war aber auch alles nur inhaltlich. Meiner Meinung nach kann man sich nie, egal wie oft man dort hinfährt, auf solche Bilder, die man dort sieht, vorbereiten. Ich habe es versucht, aber das, was man dort dann spürt, ist alles andere als das, was man sich vorgestellt hat.

Wir wurden dann am Sonntag von unserem Bus nach Auschwitz 1 und Auschwitz Birkenau gefahren. Als wir auf dem weg waren, war es ein ganz seltsames Gefühl zu wissen, dass man jeden Moment da sein wird. Ich habe versucht mir vorzustellen, wie es sein wird, versucht mich selber zu beruhigen, aber das kann man einfach nicht. Es lag ein großer Druck auf meiner Lunge, ich wollte es irgendwie sehen, aber irgendwie auch nicht. Wie gesagt, es war ganz seltsam.

Wir hatten in beiden Lagern den selben Guide, die Tour durch das Lager hatten wir auf Deutsch. Wir haben Kopfhörer bekommen, so dass wir auch alleine dann vielleicht etwas abseits sein konnten, wenn uns das mit der Gruppe zu viel wurde.

Am Anfang hat sie uns erstmal erklärt, was wir jetzt alles machen werden und wie lange es dauern wird, insgesamt alles 6 Stunden. Wir sind mit ihr durch viele der Häuser gegangen. In Auschwitz 1 war viel ausgestellt. z.B. die abgeschnittenen Harre der Opfer, die Schuhe, also all das wenige Hab und Gut, dass diese Leute noch hatten. Leider hat sie sehr viel und schnell geredet, man konnte leider nicht selber kurz das aufnehmen, was man sieht, weil man dann direkt wieder im anderen Raum war. Am schlimmsten fand ich persönlich in Auschwitz 1 die Gaskammer, ich hab nicht genau verstanden wo wir reingehen, aber als man dan drinnen war, wusste man sofort, worum es geht und man wollte so schnell es geht auch wieder raus. Danach sind wir weiter nach Auschwitz Birkenau und als man allein schon die Schienen und das große Tor gesehen hat, wurde einem ungut. Es war war einfach grausam all das zu sehen, die Massengräber, die Krematorien, die Baraken, ihr „Schlafplatz“. 

Es war alles sehr ernst, was verständlich ist. Die Stimmung war immer unterschiedlich und konnte von traurig innerhalb Sekunden auf Wut umsteigen. Es war z.B. bei mir so in dem einem Haus, wo unten die Vorgeschichte der Juden war, sie konnten da noch ganz normal leben, als man dann aber hochgegangen ist hat man die Stimme von Hitler gehört und sofort wurde ein großer Hass in mir breit.

Ich habe mich mehr oder weniger dazu gezwungen zu fotografieren, einerseits für den Schülerblock, aber andererseits auch für mich selbst. Ich dachte, wenn ich mir die Bilder später nochmal angucken würde, würde ich es besser verstehen, aber da hab ich mich geirrt.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was mich am meisten mitgenommen hat. Es gab aber einen Knackpunkt bei mir, ich habe ein paar weiße dreckige Sandalen gesehen, sie waren von einem Kind. Erst da wurde mir wirklich bewusst das alle, egal wie jung, alt, krank, … die Juden waren, jeder wurde brutal misshandelt und getötet. Es ist grausam soetwas zu sehen.

Ich kann abschließend den Leuten wirklich ans Herz legen selbst ein ehemaliges Konzetrationslager zu besuchen. Klar, der Weg ist für manche sehr weit, aber das ist nicht zu viel verlangt. Denn dort was man dann da sieht, kann man einfach nicht erklären oder beschreiben. Natürlich kann ich sagen, wie ich mich dabei gefühlt habe, aber jeder Mensch ist anders, und jeder Mensch fühlt bei soetwas auch anders. Es ist unsere Vergangenheit und vieles kann man vergessen, aber so etwas muss weiter gegeben werden, damit es nicht nochmal passiert.

Kommentar verfassen