Mobbing: Interview mit meiner besten Freundin

Ein Gespräch von Selin.

Ich habe mich mit meiner Freundin, die in meinem Leben eine wichtige Rolle spielt, über das Thema Mobbing unterhalten.

Sie ist durch einiges durchgegangen und hat schlussendlich gute Erfahrungen zur Lösung des Problems erfahren dürfen. Ich habe sie interviewt weil ich denke, dass ihre Geschichte ganz besonders ist und ich hoffe, sie kann anderen weiterhelfen.

Da sie anonym bleiben möchte, erwähne ich die meisten ihrer persönlichen Infos nicht. Ich habe mit ihr klar besprochen, was ich sie fragen darf und was sie nicht beantworten will.

Fast jeder dritte Schüler ist Opfer von Mobbing. Geprägt wurde die Bezeichnung Mobbing von Heinz Leymann, Professor für Jugendpsychologie in Schweden, der schon zu Beginn der 1960er Jahre das Phänomen Mobbing bei Kindern beobachtet und näher beschrieben hatte. Der Begriff Mobbing stammt aus dem Englischen und bedeutet anpöbeln, fertigmachen (mob = Pöbel, mobbish = pöbelhaft). Mobbing ist eine Form offener und/oder subtiler Gewalt gegen Personen über längere Zeit mit dem Ziel der sozialen Ausgrenzung. Es kann sich dabei um verbale und/oder physische Gewalt handeln. Gemobbt wird auf ganz unterschiedliche Weise. Manchmal wird nur gespottet, geschubst und geschlagen. Erpressung ist ebenso möglich wie das gezielte Verbreiten von Lügen und Gerüchten im Internet.Beim Mobbing gibt es meist ein Opfer, einen Haupttäter bzw. eine Haupttäterin und viele Helfer, Mitläufer, Dulder und Beobachter.

Warum wurdest du gemobbt?

Weil ich Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache hatte. Ich wurde in Albanien geboren und habe dort kein Deutsch gelernt. Es war alles neu für mich und ich wollte mich schnell anpassen.

Was hattest du für Gedanken in solchen Situationen?

Am besten schnell nach Hause zu meiner Mutter. Ich wollte auch am liebsten die Schule wechseln.

Ging es dir in deiner Heimat auch so?

Nein, in unserer Kultur ist sowas nicht angesehen. Ich wurde so auch nicht erzogen, mich über andere lustig zu machen. Im unserer Heimat war es diesbezüglich sehr schön – man hatte nie solche Gedanken hinter dem Rücken von anderen Menschen.

Wie hast du dich früher gefühlt – kannst du es in Adjektiven wiedergeben?

Klar, ich habe mich fremd, alleine, einsam, unsicher und traurig gefühlt. Heute habe ich den Eindruck als wäre ich hier geboren, das Gegenteil von damals – was unglaublich ist!

Wie schlecht von einer Skala von 1-10 hast du dich gefühlt? Dabei ist die 10 am schlimmsten.

Am Anfang der Zeit kann ich schon gut eine 8 sagen, es wurde niedriger – ich landete nach einiger Zeit bei einer 4 und heute ist es eine 0.

Was ist dir genau passiert?

Ich habe nach Hausaufgaben gefragt, ob mir jemand helfen könnte. Wir hatten eine Gruppe in den sozialen Netzwerken. Ein Mädchen aus meiner Klasse antwortete mir mit „Wer bist du überhaupt und was willst du! Du gehörst nicht in unsere Klasse!“

Ich war erschrocken, warum man solche Sachen sagt, ich kenne sowas nicht , dass man Leute aufgrund ihrer Aussprache mobt. Ich habe nicht mehr darauf geantwortet; ich habe es ignoriert. Ich wurde weiterhin ausgeschlossen, ausgegrenzt und nicht akzeptiert.

Hast du dir Hilfe gesucht bzw. hattest du vertrauensvolle Ansprechpartner/Innen?

Meine Mutter sowieso: sie stand auch immer an meiner Seite – wie eine beste Freundin ist sie für mich. Sie hat mir geholfen, mich unterstützt und in Schutz genommen. Sie hat versucht mit mir zusammen eine sinnvolle Lösung zu finden.

Wie ist es alles geendet und wie geht es dir heute?

Andere meiner Mitschülerinnen haben das mitbekommen und es den Lehrern erzählt. Die haben sofort gehandelt: wir haben alle zusammen in der Klasse darüber geredet. Ich war überrascht: sehr viele standen an meiner Seite und haben mich verteidigt.

Das Mädchen, das mich runtergemacht hat, kam zu Tränen: ihr tat es leid. Meine Lehrerin hat alle meine Stärken aufgezählt, die sie an mir bewundert, was ich sehr nett finde. Das Mädchen ist heute einer meiner guten Freundin.

Das war ein kleiner Einblick in ihre Geschichte. Es gibt natürlich noch viel schlimmere Situationen – aber der Beginn ist oft die Ausgrenzung von einzelnen Personen. Seht nicht weg!!!

Hier gibt es Hilfe und Unterstützungsangebote:

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