Wjera ist Schülerin unserer Schule und engagiert sich bei Friday for Future.
Warum ihr das ein persönliches Anliegen ist und was die Bewegung Friday for Future Hannover eigentlich will: das lest ihr im Interview mit Wjera.

Ihr bei Friday for Future streikt für mehr Klimaschutz. Um was geht es euch denn genau?
Genau, wir streiken für mehr Klimaschutz. Konkret wollen wir in erster Linie auf den Klimawandel und seine Folgen für uns und die folgenden Generationen aufmerksam machen. FridaysForFuture hat auch vor nicht allzu langer Zeit auf Bundesebene Forderungen veröffentlich, wo noch einmal genaue Handlungen gefordert werden.
Trotzdem darf man nicht vergessen, dass es nicht unsere Aufgabe ist Konzepte zu entwickeln, denn eigentlich ist dies ja Aufgabe der Politik und wir sollten Kinder und SchülerInnen sein dürfen.

Was sagen eigentlich deine Eltern zu den Schulstreiks?
Meine Mutter findet es total gut. Sie steht mir immer mit Rat und Tat zur Seite, aber mischt sich nicht ein, sondern lässt es mein Ding sein.
Und was deine Lehrer?
Ich glaube die meisten finden es eigentlich auch gut. Oft wird im Unterricht darauf angespielt, aber nie im negativen Sinne. Zu mindest habe ich noch keine negative Rückmeldung bekommen, sondern eher Anerkennung.

Denkst du, dass ihr mit dem Streik etwas bewirken könnt?
Auf jeden Fall! Alleine in Schweden ist ein sogenannter Flugscham entstanden. Bedeutet so viel wie, dass die SchwedInnen sich fürs Fliegen schämen und die Zahl der Zugfahrten ganz stark gestiegen ist.
Außerdem denke ich persönlich, ist es auch einfach wichtig, dass es uns in den Köpfen gibt. Damit meine ich, dass wir das Bewusstsein der Menschen wieder für das Thema anregen. Und natürlich üben wir eine Menge Druck auf die PolitikerInnen aus.
Du bist in der Ortgruppe Hannover und organisiert die Demos hier mit anderen. Wie kam es dazu?
Wie viele von uns, bin ich da mehr oder weniger zufällig reingerutscht. Ich wollte eigentlich nur Plakate für die erste Demo abholen und hatte mich dann aber so mit einem Mädchen verquatscht, dass wir uns mega angefreundet haben. Dann sind wir zusammen nach Berlin gefahren und haben auf einer Konferenz zusammen mit Luisa und Jakob ( die Haupt-FridaysForFuture-Menschen) auf Bundesebene gearbeitet. Das war so gegen Januar und auch relativ am Anfang von der Hannover-Bewegung. Ich also eigentlich schon fast seid Anfang an dabei.
Als es losging mit „Fridays for Future“, da haben viele – vor allem Erwachsene – gesagt: Mal sehen, lange die Schüler das wohl durchhalten. Und der Vorwurf stand im Raum, ihr wolltet nur nicht zur Schule gehen. Jetzt habt ihr schon sehr lange durchgehalten. Hast du Sorge, dass „Fridays for Future“ die Puste ausgeht?
Sorge auf jeden Fall immer mal wieder. Eigentlich ist es aber nicht berechtigt, denn wir sind so viele kreative Köpfe und die Nachfrage ist immer da. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir irgendwann mehr Aktionen auch machen müssen um auch Leuten, die vielleicht nicht gern zu Demos gehen, die Möglichkeit geben ein Teil von uns zu werden. Schwierig ist halt, dass wir eine große Bewegung sind und alle mitnehmen müssen und dies sehr viel Feingefühl erfordert. Aber im Grunde bin ich ziemlich optimistisch.
Christian Lindner sagte, Klimaschutz sei nichts für Schüler, sondern eine „Sache für Profis“: Wie wichtig ist es, von Politikern ernst genommen zu werden?
Das Lustige an der Sache ist, dass die PolitikerInnen teilweise nicht mehr ernst genommen werden. Wir haben über 2.000 WissenschaftlerInnen die hinter uns stehen und da machen sich die PolitikerInnen nur unglaubwürdig. Ich persönlich würde mich freuen, wenn es nicht so wäre. Man darf nur nicht vergessen, dass wir die zukünftigen WählerInnen sind und sich die Politik selbst ins Bein schießt.

Die Wissenschaftsbewegung „Scientists for Future“ hat sich hinter euch gestellt und das sind die Profis: Was bedeutet euch diese Stellungnahme?
Wie oben schon erwähnt, bedeutet es uns sehr viel. Man kann sich unsere Bewegung ein wenig vorstellen, wie wenn ein Kind eine Wunde hat und zu seinen Eltern rennt und schreit.
Die Eltern glauben dem Kind aber nicht, obwohl es nicht aufhört zu schreien. Irgendwann kommt ein Arzt und sagt den Eltern, dass ihr Kind wirklich verletzt ist. Das Kind kann sich nicht selber heilen, also müssen die Eltern mit dem Kind ins Krankenhaus. Leider sind die Eltern noch nicht losgefahren. Wir Demonstrierende sind die Kinder, die WissenschaftlerInnen der Arzt und die Eltern die PolitikerInnen. Wir hoffen jetzt quasi, dass sie endlich mit uns ins Krankenhaus fahren um uns zu helfen.
Eure Streiks haben eine extreme Öffentlichkeitswirkung: Wie nah seid ihr eurem wirklichen Ziel, dem Klimaschutz, schon gekommen?
Unsere Medienpräsens ist wirklich eines unserer großen Machtinstrumente, das stimmt. Ich würde schon sagen, dass wir dem Thema näher kommen aber der Umsetzung nur im Schneckentempo. Es passiert immer noch deutlich zu wenig.
Wir befinden uns in einer Notsituation und dafür handeln leider viel zu viele zu entspannt. Trotzdem bekomme ich sehr viel mit, dass sich Einzelne Privatpersonen damit immer stärker auseinander setzen. Beispiele dafür sind z.B. das Verweigern von Plastikstrohhalmen und Tüten oder einfach generell ein stärkeres Bewusstsein. Und vielleicht wird dies noch etwas in der Politik ändern, wie man jetzt ja auch bei den Europawahlen gesehen hat.
Wie geht es jetzt weiter – denn die Ferien stehen vor der Tür: Demonstriert ihr weiter?
Wir haben eine mega große Demo am 5. Juli 2019, wo wir noch mal mit echt vielen Leuten rechnen, weil auch Ortsgruppen auf Deutschlandebene zu uns mobilisieren. Ansonsten möchten wir während der Ferien keine Demonstrationen machen, sondern eher vereinzelte Aktionen, wie mit Kreide malen, swarming ( Straßenblockaden ) oder Die-ins. Konsens ist bei uns aber für Aktionen auch, dass sie angemeldet sind, damit alles legal passiert.
Kann man euch erreichen hier in der Ortsgruppe und eure Planungen mitverfolgen?
Also wir haben whatsapp-Gruppen in denen wir immer darüber informieren, sobald wieder etwas gestartet wird oder auch über unseren Instagram-Account ( die Links dazu sind auch auf unserer Website ). Wir freuen uns auch immer über Interessierte. Dabei ist total wichtig, dass alles was wir machen, echt verdammt viel Arbeit ist. Unsere Plenen gehen regelmäßig 6 Std lang, manchmal auch länger und es ist wirklich ein Vollzeit Job. Aber trotzdem sind wir schon fast so etwas wie eine Patchwork Familie, die zwar noch am strukturieren ist und jedes mal wieder dazu lernt und an sich arbeiten muss, aber etwas für das es sich wirklich lohnt. Ich selber kann mir ein Leben ohne diesen Stress und die Erfolgserlebnisse, wenn man dann vor 10.000 Leuten steht und weiß, dass das etwas ist was man selbst auf die Beine gestellt hat, nicht mehr vorstellen.
Infos hier: https://fridaysforfuture-hannover.de
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