
Die mediale Öffentlichkeit ist riesengroß.
Über YouTube, Facebook, Instagram, whatsapp werden täglich Abertausende Fakten und Information übermittelt. Richtige. Falsche. Vermeintliche. Jeder und jede findet im Netz einen Kanal, der seine eigene – womöglich haarsträubende – Wahrheit bestätigt.
Die mediale Öffentlichkeit war nie unqualifizierter als heute.
Unsere Desinformation nimmt rasant zu: manchmal wissen wir nicht mehr, was wahr ist, was der Wahrheit recht nahe kommt und was populistisch verbrämt wurde.
Wir brauchen einen Journalismus, den wir verstehen und begreifen können. Freie Meinungsbildung muss möglich sein und wir sollten alle im Stande sein, uns objektiv informieren und Fakten prüfen zu können.
Seit Ende 2018 gibt es die REPORTERFABRIK: Eine Web-Akademie für uns alle. Die Reporterfabrik vermittelt JEDEM journalistisches Wissen, sie macht die Arbeit der klassischen und sozialen Medien durchschaubar und Versuche der Desinformation erkennbar.
Auch Kinder und Jugendliche müssen befähigt werden, sich ein Bild von der Welt und den Menschen machen zu können. Ein Bild, das nicht mit Filtern belegt ist und eine Tendenz nach rechts oder links, unten oder oben hat.
Wir haben Jörg Sadrozinski gefragt, was wir tun können, um informiert zu sein. Jörg Sadrozinski ist ein Journalist. Er war von 2011 bis 2017 Leiter der Deutschen Journalistenschule und leitet die Reporterfabrik von Correctiv.

Ist die kollektive Einflussnahme im sozialen Web tatsächlich so einfach?
Einfluss über Social-Media-Kanäle zu nehmen ist tatsächlich einfach. Dazu drei Beispiele: Ein 18-Jähriger hatte 2012 über Facebook zum Sturm auf eine Polizeiwache in Emden aufgerufen, um einen Tatverdächtigen zu lynchen. Rund 50 Personen versammelten sich vor der Emdener Wache und forderten die Polizei auf, den Verdächtigen auszuliefern (siehe: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/facebook-aufruf-zur-lynchjustiz-zwei-wochen-dauerarrest-fuer-18-jahre-alten-mann-11767938.html).
Ebenfalls über Facebook hatte 2016 ein freiwilliger Helfer über den Tod eines syrischen Geflüchteten in Berlin berichtet – auch diese Geschichte war erfunden (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-01/berlin-lageso-fluechtling-gestorben).
Über die fatale Wirkung von über Twitter und WhatsApp verbreiteter Meldungen zum Amoklauf in München (2016) berichtete die Süddeutsche Zeitung in einem Dossier: https://gfx.sueddeutsche.de/apps/57eba578910a46f716ca829d/www/
Dennoch ist die Einflussnahme auf politische Entscheidungen oder Wahlen in Deutschland – im Unterschied zu den USA – gering. Dort wurde im großen Stil durch die Verbreitung von Falschmeldungen vermutlich die Wahl beeinflusst, weshalb dies nun Gegenstand von Ermittlungen ist. So weit wollen wir es in Deutschland nicht kommen lassen – auch deshalb haben wir die Reporterfabrik gegründet.
Was sind Trolle und was wollen die?
Trolle werden im Netz Personen genannt, die andere durch ihre Äußerungen provozieren wollen. Immer wieder ist in Medien auch von “russischen Trollfabriken“ die Rede. Das sind professionelle Hacker (vermutlich im staatlichen Auftrag), die die Kommunikation in Social Media Kanälen beeinflussen oder stören wollen. Bei Wikipedia gibt es dazu einen guten Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Troll_(Netzkultur)
Was tun in Zeiten von Populismus und Fake News? Wie weiß ich denn, was wahr und demokratisch ist?
Wir haben die Reporterfabrik unter anderem aufgebaut, damit sich alle informieren können, wie guter Journalismus funktioniert und wie man populistische oder falsche Informationen entlarven kann. Zum Thema Fake News erkennen haben wir einen sehr guten Workshop. Ein paar Tipps daraus:
- News genau anschauen: Wenn alles wie eine Schlagzeile aussieht, wenn es vor allem um Sensation geht, dann sei vorsichtig. Wenn nur eine Meinung geäußert wird, ohne Erklärung, wenn Stimmung gemacht werden soll, dann sei vorsichtig. Denke immer nach, bevor du eine Nachricht weiterleitest. Bei Zweifel an der Echtheit der Nachricht: Lieber nicht liken und verbreiten.
- Kritisch lesen: Oft werden in Fake News Zahlen und Zitate genannt. Sie erscheinen, ohne dass man erkennt, woher sie kommen. Da ist Vorsicht geboten. Prüfe, ob der Beitrag sehr einseitig ist. Wird nur eine Meinung vertreten oder kommen auch andere Ansichten zur Sprache?
- Quellen prüfen: Echte Nachrichten kommen aus zuverlässigen Quellen. Prüfe, wer die Nachricht verbreitet! Auf jeder Veröffentlichung muss es ein „Impressum“ geben. Dort müssen Name, Adresse und Kontaktmöglichkeiten der Person stehen, die für die Nachrichten auf der Seite verantwortlich ist. Wenn diese Angaben fehlen oder fehlerhaft sind, besteht Anlass zur Vorsicht. Wenn andere Medien diese Nachricht nicht verbreiten, besteht Anlass, an der Richtigkeit der Nachricht zu zweifeln.
- Dies und mehr zum Thema findet Ihr hier: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/das-junge-politik-lexikon/239951/fake-news
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