Alles auf Anfang? – Interview mit Neela Urban

Mit der Reportage über ihr Auslandsjahr in Irland gewann Neela Urban den 1. Platz der Altersklasse 11.-13. Klasse des HAZ Schreibwettberwerbs. Obwohl es viele Bewerber auch in dieser Kategorie gab, zeichnete die Jury nur ihren Text aus. Im Interview mit Yellow Post spricht sie darüber woran das liegen könnte und welche Erfahrungen aus ihrem Auslandsjahr sie Schülerinnen und Schülern mitgeben würde, die selbst planen ein Jahr im Ausland zur Schule zu gehen.

Neela, du bist erst seit kurzem aus Irland zurück. Wie lange genau bist du schon wieder Zuhause?

Am 3. Juni bin ich zurückgekommen.

In deiner Reportage schreibst du, dass es eigentlich egal ist wo man das Auslandsjahr verbringt, es ist immer ein Abenteuer. Wieso ist es bei dir Irland geworden?

Ich fand es immer ein bisschen zu langweilig in die USA zu gehen, weil das einfach zu viele machen. Das hat mich dann abgeschreckt. Ich wollte ein bisschen was Spezielleres machen. Gleichzeitig dachte ich mir aber schon, dass es praktisch wäre mein Englisch zu verbessern. Daher schieden dann die ganzen südamerikanischen Länder, für die ich mich auch interessiert habe, aus. Daraufhin bin ich einfach die Liste mit allen englischsprachigen Ländern durchgegangen: Australien, Neuseeland, Großbritannien, Kanada- die waren leider alle sehr teuer. Irland war die passendste Alternative. Als ich dann angefangen habe mich über das Land zu informieren konnte ich mir das auch wirklich gut vorstellen, für mich.

Da leitest du quasi schon selber zur nächsten Frage über. Sobald du dich für Irland entschieden hattest, wie hast du dich informiert und vorbereitet?

Erstmal habe ich zum Geburtstag ganz viele Reiseführer geschenkt bekommen. Ich glaube ich habe jetzt ein ganzes Regalbrett voll mit Irland Reiseführern. In denen habe ich gelesen. Aber auch nicht zu viel. Man kann nämlich nicht beeinflussen wo man hinkommt, heißt ich wollte mich nicht auf eine Ecke festlegen und dann enttäuscht sein, wenn ich da nicht hinkomme. Es gab aber auch noch von der Austauschorganisation eine Vorbereitungswoche. Die war allerdings schon ein halbes Jahr bevor ich überhaupt geflogen bin. Trotzdem war sie sehr hilfreich, weil wir ganz viele Dinge besprochen haben, die auch praktisch und nützlich waren, als ich dann tatsächlich in Irland war. Da ging es darum, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten sollte oder, dass man einfach mal anfängt zu reflektieren, wie man sich verhält und wie das eigene Verhalten auf jemanden aus einer anderen Kultur wirken kann. 

Kannst du im Rückblick ein Auslandsjahr empfehlen? Und besonders eins in Irland?

Ein Auslandsjahr sowieso! Und Irland… ich weiß nicht. Ich würde schon sagen, dass es grundsätzlich ein sehr spannendes Land ist, aber ich kann es mir besser zum Reisen vorstellen. Als Austauschjahr würde ich nicht unbedingt Irland nehmen. Irland ist einfach relativ klein und es gehen dann doch ziemlich viele Leute dahin. Das heißt es gibt eine sehr enge Ballung an Austauschschülern. Und wenn viele Austauschschüler um dich herum sind, passiert es schnell, dass man nur mit denen in Kontakt tritt. Dadurch sind wiederum auch die Iren schon gewöhnt daran, dass jedes Jahr so viele Austauschschüler kommen und zeigen daher leider oft wenig Interesse. Die kennen das halt, dass die nach einem Jahr wieder fahren und sind daher zwar freundlich und nett aber nicht darauf aus Freundschaften zu schließen. Allein an meiner Schule waren wir am Anfang zehn Austauschschüler und in meinem Jahrgang waren wir nur etwa 25- 30 Leute. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Anzahl der Austauschschüler in, zum Beispiel den USA, besser verteilt.

Hat das dann trotzdem geklappt mit dem Englisch lernen?

Ja, es hat geklappt. In der Schule muss man ja sowieso Englisch sprechen und mit der Gastfamilie natürlich auch. Trotzdem muss ich sagen, die meisten meiner Freunde, die ich in Irland gefunden habe sind deutsch. Wir haben regelmäßig versucht auch untereinander  Englisch zu sprechen, das hat dann aber immer nicht so richtig lange gehalten. Nach einem halben Gespräch auf Englisch sind wir wieder auf Deutsch umgestiegen, weil es einfach schneller geht.

Fast ein Jahr Irland, wo geht bei dir jetzt die Reise hin?

(lacht) Erstmal Abitur jetzt.

Und dann? Weißt du schon ob du beim Schreiben bleibst?

Also dieses Gefühl den Artikel in der Zeitung stehen zu sehen fand ich schon toll und ich kann mir vorstellen, dass es so in Richtung Schreiben gehen könnte. Aber ich weiß es noch nicht wirklich. Ich finde auch Biologie sehr spannend und interessiere mich für Design. Momentan fühle ich mich noch ein bisschen verloren in der Auswahl der vielen Studiengänge .

In deiner Altersklasse 11.- 13. Klasse wurde nur dein Text von der Jury ausgezeichnet, obwohl es viele Einsendungen auch in dieser Altersklasse gab. Was meinst du woran könnte es liegen, dass gerade aus der Oberstufe keine guten Texte kommen? 

Ich glaube man hat einfach ziemlich viel zu tun wenn man gerade das Abi macht. Dann hat man vielleicht nicht die Zeit und Ruhe dafür. Bei mir war das anders. Ich hatte ja wirklich viel Zeit während des Jahres. Außerdem sollen wohl sehr viele gute Texte eingegangen sein, aber nicht unter dem Aspekt, dass es eine Reportage sein sollte oder ein Kommentar. Und schließlich ist auch schwierig mitten im Abitur einen persönlichen Neuanfang zu finden, der steht ja eigentlich noch aus, nach dem Abi dann. Da war es hilfreich, dass ich mit meinem Auslandsjahr, gerade mitten in einem Neubeginn steckte. 

Vielen Dank an Anna Neela Urban für das Interview. Ich nehme mit, dass sich ein längerer Auslandsaufenthalt wohl immer lohnt, egal wohin die Reise geht und dass man sich für wirklich gute Texte, auch mitten im Abistress, einfach etwas Zeit nehmen muss. 

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