Ein Interview von Tomke und Alketa.
Das hier ist unsere Rubik „WIE WIRD MAN EIGENTLICH…“ Hier stellen wir euch Menschen vor, die über ihre Arbeit und ihre Leidenschaft zum Beruf sprechen.
Denn Arbeit ist häufig so viel mehr als Broterwerb: Sich berufen fühlen. Gebraucht werden und Dinge mit den eigenen Händen erschaffen, Wert und Sinn in der Arbeit finden.
Mein Name ist Barbara Kantel, ich leite das Junge Schauspiel in Hannover, ich bin Dramaturgin, Theaterpädagogin und Theatertherapeutin von der Ausbildung her. Ich bin schonmal hier in Hannover gewesen, hab das Junge Schauspiel damals mit aufgebaut. Ich war damals dann 10 Jahre weg und bin seit 2 Jahren wieder hier. Wenn ich nicht im Theater bin, dann kann man mich manchmal joggenderweise in der Eilenriede finden oder beim Schwimmen.
Musik mag ich auch gerne, ich singe ein bisschen und ansonsten bin ich aber viel im Theater, weil ich das Glück habe, dass mein Hobby eigentlich auch ein Bisschen mein Beruf ist.
Ich bin keine Intendantin. Es gibt am Theater immer eine Intendantin, den Leiter oder die Leiterin des gesamten Schauspielhauses hier und das Junge Schauspeil, wir nennen dies Spate, dass ist so eine Art Abteilung.
Genauso wie im Opernhaus gibt es hier auch die Sparte Junges Schauspiel und für diese bin ich verantwortlich. Man sagt dazu künstlerische Leiterin, aber im Prinzip habe ich hier Verantwortung für den Spielplan und gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen haben wir hier auch zu den Stücken ein relativ großes Angebot, wo wir einladen hier am Haus auch selber Theater zu spielen. Wir haben relativ viele Jugendclub-Angebote.
Die Arbeit, die wir hier machen, läuft unter dem Stichwort „Spielräume“: dies ist eine Theaterclubarbeit. Die treffen sich hier so einmal die Woche und wenn es dann auch in Richtung Premiere geht auch am Wochenende. Nächstes Jahr haben wir dann so von den Jugendclubs ca. 5 bis 6, die dann im Laufe der Spielzeit eine Premiere haben und das, was sie hier erarbeitet haben, dann spielen.
Wir haben mehrmals im Jahr solche Veranstaltungen, welche von Jugendlichen geleitet werden. Dann gibt es jetzt ein Festival, das fängt jetzt genau nächste Woche an, das heißt „Jugend spielt für Jugend“ da ist die IGS Roderbruch auch bei der Produktion dabei.
Wie gestalten Sie Ihren Arbeitstag?
Das ist immer unterschiedlich, im Vergleich zu anderen Berufen sind alle künstlerischen Berufe im Theater sehr spontan. Man reagiert darauf, was man in der Probe davor gemacht hat, damit es am nächsten Tag weiter geht. Trotzdem gibt es natürlich eine Struktur. Es gibt Vormittagsproben, die gehen meistens so 10:00 /10:30 los und enden 14:00/ 14:30. Dann gibt es eine Ruhezeit und dann gibt es abends wieder ab 18:00 Uhr bis 22:00 Uhr Proben oder eben Vorstellungen: das heißt die Schauspieler und wir arbeiten im Prinzip einfach anders, als das üblich ist.
Die Schauspieler haben in der Regel eben diese Ruhezeit dazwischen, ich als Dramaturgin habe das nicht, also das heißt wenn ich aus der Probe komme, fange ich an eben andere Arbeiten zu machen, wie jetzt in Interview zu führen oder eben auch Texte zu schreiben, Öffentlichkeitsarbeit zu machen und habe dann eher durchgängige Arbeitszeiten. Ich fange in der Regel nicht vor 10:00 Uhr an zu arbeiten. Wie gesagt, Proben ist ein wesentlicher Bestandteil dessen, was ich mache. Außerdem lese ich Theaterstücke oder eben auch Romane, ansonsten lese ich auch viel Zeitung und Zeitschriften, um auch herauszufinden was gerade wichtige Themen sind, was schöne Stücke sind, weil wir ja immer sozusagen dabei sind den nächsten Spielplan zu entwerfen.
Ich treffe mich auch relativ viel mit anderen Leuten in der Stadt, die ebenfalls Theater oder Kunst und Kultur machen, also natürlich einmal Schule ist wichtig, dass man eben auch Treffen mit Lehrern und Lehrkräften hat, die Theater anbieten an den Schulen, dort überlegt man dann wo man Gemeinsam arbeiten kann. Dann ist ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit, weil ich sehr stark transkulturell arbeite oder interkulturell, dass ich mich auch eben mit den unterschiedlichen Communitys treffe.
Welche Ausbildung brauchten Sie für den Beruf Dramaturgin?
Also als Dramaturgin brauche ich tatsächlich eine Hochschulreife und muss studieren – was ich dann studiere ist dann schon wieder völlig egal, die meisten wählen ein literaturwissenschaftliches Fach. Ich persönlich habe zum Beispiel Theaterwissenschaften, Germanistik und Geschichte studiert. Ich habe mich dann noch außerdem als Theaterpädagogin und als Theatertherapeutin ausbilden lassen.
Was sind die grundsätzlichen Voraussetzungen für den Beruf einer Dramaturgin?
Also logischerweise Interesse an Theater, was aber für mich bedeutet, eigentlich Interesse an Menschen, weil Theater ist immer eine Begegnung von Menschen – also egal wie Publikum, Zuschauer Begegnungen, auf der Bühne begegnen sich die Figuren, es sind unterschiedliche Konflikte die eben auf der Bühne dargestellt werden.
Also eigentlich Interesse an Menschen, glaube ich, die Möglichkeit sich in andere Menschen hineinzuversetzen, Interesse an allen Kunstformen, Literatur, Tanz, Musik, gesellschaftlichen Entwicklungen.
Außerdem muss man Lust haben mit Menschen zusammen zu sein und viel mit ihnen zu kommunizieren, da man mindestens zwei Drittel des Tages in Gesprächen ist. Man muss ausdauernd sein, weil manchmal brauchen Dinge, die man realisieren will, eine Weile bis man sie in so einem großen Betrieb tatsächlich auch jeden überzeugt hat, was man machen möchte. Man muss überzeugend sein und man muss eine gute Kondition haben, da unsere Tage keine acht Stunden Tage sind, sondern deutlich mehr.
Wie lange sind Sie schon Dramaturgin?
30 Jahre, also ich war jetzt nicht 30 Jahre hier am Schauspiel Hannover, sondern immer in verschiedenen Funktionen. In diesem Beruf hat man Zeitverträge, die immer 2 Jahre gehen gehen, manchmal auch nur 1 Jahr.
Dann werden sie manchmal verlängert, dann schafft man es auch mal 10 Jahre an einem Haus zu sein, wenn die Verträge immer verlängert werden.
Was macht Ihnen an diesem Beruf Spaß?
Vor allem hier am Jungen Haus macht mir Spaß, dass ich ständig in Kontakt bin mit unterschiedlichen Generationen bin.
Und was ist das Besondere an diesem Beruf?
Ich denke das Besondere ist, dass man immer was Neues machen kann. Klar, es gibt immer diese bestimmten Abläufe die immer wieder auftauchen, aber – das hatte ich ja schon gesagt – ich muss ständig neue Stücke lesen, ich begegne ständig neuen Menschen, ich habe ständig mit anderen Regisseuren zu tun. Ich darf eigentlich immer neue Sachen machen und immer wieder Sachen, die ich nicht kenne, ich muss mich dann auch eben immer so viel informieren und einlesen: das finde ich ist tatsächlich ein großes Privileg.
Man kann immer neugierig bleiben, man muss es sogar und genau das ist so spannend daran.
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