Es folgt ein Bericht über den Verlauf meiner Blockwoche. Die Woche die wir Schüler des 12. Jahrgangs freigestellt werden um unsere Facharbeit zu erarbeiten. Natürlich wurde uns geraten schon vor dieser Woche damit anzufangen.
Mittwoch: Ich habe ein Problem. Um Marokko auf demokratische Strukturen hin zu überprüfen wäre es nicht schlecht die aktuelle Version der Verfassung zu haben. Die Bücher, die ich mir ausgeliehen habe sind zu alt. Das Neuste ist von 1998. Inzwischen hat Marokko nicht nur eine andere Verfassung, sondern auch einen neuen König. Im Internet stoße ich recht schnell auf zwei Versionen der aktuellen Verfassung. Eine auf arabisch und eine auf französisch. Wer in Geschichte aufgepasst hat weiß woher diese ungewöhnliche Kombination rührt. Ich habe zwar in Geschichte aufgepasst, doch sind meine Arabischkenntnisse denkbar schlecht. Also gucke ich mir die französische Fassung an. Aber auch mit 5 Jahren Latein verstehe ich nur so viel, wie ich ohnehin schon weiß. Verdammt, denke ich. Nie hätte ich erwartet, dass man von so einem wichtigen Dokument keine englische Version findet. Genervt und frustriert mache ich erst einmal zwei Stunden Pause. Dann zwingt mich mein Gewissen wieder hinter den Schreibtisch. Nochmal beginne ich eine Websuche und stoße auf den Internetauftritt der marokkanischen Botschaft in Berlin. Die haben mir einen echten Gefallen getan und einige Verfassungsartikel hochgestellt-auf Deutsch! Doch meine Euphorie findet ein jähes Ende, als ich die Artikel mit meinen Unterlagen vergleiche. Es sind tatsächlich Auszüge aus der alten Verfassung. Von 1996. Das kann doch nicht sein, denke ich mir. Die haben die Verfassung schon einmal auf deutsch übersetzt, die schaffen das doch auch nochmal. Entschlossen greife ich zum Hörer. Es tutet dreimal, dann meldet sich eine freundliche Stimme: „Salem Aleikum.“ Das mein Arabisch zu wünschen übrig lässt, hatte ich ja schon erwähnt. Ich antworte also zögerlich:“ Ähh.. ja..schönen Guten Tag. Ich hätte da ein paar Fragen zu den Informationen auf ihrer Website..“- „Einen Moment, bitte.“-unterbricht mich die Stimme und schon werde ich weitergeleitet: „Marokkanische Botschaft, Frau Soundso wie kann ich Ihnen helfen?“-„Ja…Hallo. Ich hätte da ein paar Fragen zu den Informationen auf ihrer Website und..“- „Oh tut mir leid, aber da sind Sie bei mir komplett falsch. Da müssten sie eigentlich die Durchwahl 33 wählen, aber ich seh gerade der Kollege macht im Moment Mittag. Versuchen Sie es doch einfach so in ner Stunde nochmal.“ Also noch ne Stunde Pause. Na toll. Aus Langeweile checke ich meine Mails und muss feststellen, dass die Lehrkraft bei der ich die Facharbeit schreibe unseren Termin vorverlegt hat. Auf morgen. Hektisch, gucke ich auf die Uhr. Knapp ne Stunde ist um. Ich versuche es mit der Durchwahl, doch noch nimmt niemand ab. Danach versuche ich es in regelmäßigen Abständen immer wieder, aber erst um kurz nach vier meldet sich jemand. Die Mittagspause möchte ich gerne haben. Ich schildere dem Mann also mein Anliegen in allen Einzelheiten und Dringlichkeiten, bekomme aber eine enttäuschende Antwort: “ Ja, das tut mir jetzt leid, aber ich gehör zur Verwaltung und das scheint mir jetzt eher was für die Politik-Abteilung zu sein. Durchwahl ist die Nummer 17, aber ich fürchte die Kollegin ist schon weg.“ Okay, sage ich mir, wenn die marokkanische Botschaft um vier Feierabend machen kann, dann kann ich das auch. Und trotzdem breitet sich Panik in mir aus. Morgen um 12:45 ist der Termin. Bis dahin sollte schon etwas mehr vorhanden sein, als zwei Seiten Einleitung. Das wird wohl nichts mit Ausschlafen.
*Anmerkung: sollte mein Fachlehrer das lesen: alle hier geschilderten Geschehnisse, insbesondere über den Fortschritt meiner Facharbeit, sind komplett fiktiv. Alle Ähnlichkeiten zu realen Gegebenheiten sind rein zufällig.
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