Es folgt ein Bericht über den Verlauf meiner Blockwoche. Die Woche die wir Schüler des 12. Jahrgangs freigestellt werden um unsere Facharbeit zu erarbeiten. Natürlich wurde uns geraten schon vor dieser Woche damit anzufangen.
Montag: Frohen Mutes, dass ich heute bestimmt mit den ersten fünf Seiten fertig werde, stehe ich um Punkt 8 Uhr auf. Zugegeben von meiner Facharbeit steht bisher noch nicht viel. Nur die Gliederung ist schon fertig. Meine Einleitung besteht aus exakt einem Satz: “mit dem König verhandelt man nicht”. Er stammt von Abdelilah Benkirane, dem ehemaligen Premierminister von Marokko und er fasst mein Thema damit sehr gut zusammen. Dabei dachte ich zunächst, dass die Antwort auf die Fragestellung: “Handelt es sich bei dem Regierungssystem von Marokko um eine Demokratie?” nicht so eindeutig und knapp ausfallen würde. Na gut weiter im Text. Ich gebe zu, dass ich nicht aus reinem Tatendrang um 8 Uhr aufgestanden bin. Mein Tutor hat unsere Klasse in die Schule beordert um letzte formale Fragen zu klären. Nun ich hätte bestimmt einige Fragen gehabt, würde meine Facharbeit bisher nicht nur aus einem Zitat bestehen. Aus der Stille im Klassenraum schließe ich,nein viel mehr hoffe ich, dass es meinen Mitschüler ähnlich geht. Denn was gibt es beruhigenderes zu hören als den schönen Satz: “Ja, ich hab auch noch nicht angefangen.” Durch den Mangel an Fragen sind wir dann auch recht schnell entlassen und haben ab nun eine Woche Zeit nix anders zu tun als zehn Seiten über ein Thema unserer Wahl in einem unserer Prüfungsfächer zu schreiben. Also was solls, der Tag ist ja sowieso schon angebrochen und nachdem Mittagessen muss man ja auch erstmal verdauen und es ist ja auch noch genug Zeit da.
Dienstag: Heute gehts los! Das ist klar. Heute muss was getan werden. Mein Wecker klingelt das erste Mal um 8:30. Um 9:00 verlängere ich zum vierten Mal um zehn Minuten. Gegen 10 Uhr bin ich dann während des Frühstücks schon vertieft in einen Focus Online Artikel über die letzte Verfassungsreform von Marokko. Ich schreibe mir wichtige Stellen raus, die hier zitiert werden. Der König ist nun seit der Verfassungsreform nicht mehr heilig aber nach wie vor unantastbar. Außerdem ist seiner Person Respekt zu gebühren. Das klingt interessant. Sofort fällt mir ein guter Vergleich zwischen der marokkanischen Verfassung und dem deutschen Grundgesetz ein. Schließlich heißt es da ja die Würde des Menschen sei unantastbar, ich beginne also zu argumentieren, dass im Vergleich mit der marokkanischen Königsklausel, in Deutschland ein jeder per Definition ein König ist… Als ich kurz davor bin, um meine These zu stützen, Rio Reiser zu zitieren, halte ich kurz inne und lösche die letzte halbe Seite. Dennoch vom Schreibfluss erfasst, stürze ich mich weiter in die Arbeit. Und als ich beschließe ein spätes Mittagessen zu mir zu nehmen stehen die ersten zwei Seiten meiner Arbeit. Beim Essen bemerke ich, einen ungewollten Nebeneffekt: von all dem Schreiben über die Macht des Königs und die Dynastie der Alawiden habe ich richtig Bock auf Game of Thrones bekommen. Es wäre ja nicht schlecht, bevor die 6. Staffel startet, alle anderen noch mal durch zu gucken. Jetzt so eine Folge könnte ich ja mal gucken. Als kleine Pause. Schließlich habe ich ja schon einiges geschafft – als Robert Baratheon, viele Folgen später, auf Eberjagd geht, ist es draußen schon längst dunkel, meine Konzentration dahin und ich beschließe das zwei Seiten für heute reichen müssen.
*Anmerkung: sollte mein Fachlehrer das lesen: alle hier geschilderten Geschehnisse, insbesondere über den Fortschritt meiner Facharbeit, sind komplett fiktiv. Alle Ähnlichkeiten zu realen Gegebenheiten sind rein zufällig.
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