Das Abitur ist geschafft, die Tage in der IGS Roderbruch gehören der Vergangenheit an, die Zukunft winkt.
Das ist die diesjährige Abiturrede von Marieke Buchholz.
Nie wieder Schule! Wir haben es geschafft und wenn wir heute die gelben Gebäude unserer Schule verlassen, dann ist mit einem Mal alles vorbei. Nach 13 Jahren endet heute der Lebensabschnitt „Schule“…
Und zu diesem Lebensabschnitt oder zu der Schule gehören viele Menschen, die in der Begrüßung nicht unerwähnt bleiben dürfen.
Ich begrüße Brigitte Naber unsere Schulleiterin, alle Tutoren und Lehrer.
Unsere Eltern, Geschwister und Freunde und möchte Danke sagen. Ihr habt uns auf dem Weg hierher unterstützt und seid Teil dieses Erfolges.
Vor allem aber begrüße ich alle Abiturienten und Abiturientinnen 2017 der IGS Roderbruch! Heute sind wir die Hauptpersonen, es geht um uns. Wir müssen nachher die verschiedensten Hände schütteln und werden von allen Seiten umarmt und beglückwünscht. Für unser letztes Zeugnis. Das Zeugnis auf das wir all die Jahre hingearbeitet haben und das wir uns jetzt alle verdient haben.
Da ich selbst nicht alle Gesichter hier in der Aula kenne, möchte ich mich kurz vorstellen.
Hallo zusammen – ich bin Marieke und von mir werdet ihr heute den Redebeitrag aus dem Abiturjahrgang hören.
Obwohl ich seit 2008 Teil der Schulgemeinschaft an der IGS Roderbruch bin, ist es mir nicht leicht gefallen alle meine Gedanken und Erinnerungen in Worte zu fassen. Wo fängt man da an? Was darf ausgelassen werden und welche Geschichten müssen unbedingt dabei sein?
Aber eins ist klar, danach ist alles vorbei. Es ist jetzt wirklich vorbei! Und ich möchte heute darüber sprechen, was am Ende über bleibt.
Meine Gedanken als ich zuhause saß und mich daran machte diese Rede zu schreiben drehten sich immer wieder um das Erlebte und die Erfahrungen hier. Nun folgt mein Versuch unseren Alltag zu beschreiben und das festzuhalten, was wir nach dem heutigen Tag mit nach Hause nehmen sollten.
Als ich vor 9 Jahren als Fünftklässlerin jeden Morgen eine Strecke von 24km zurücklegte und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln etwa eine Stunde zum Erreichen meines Ziels brauchte, da kamen mir die großen gelben Gebäude, die langen Flure und die unübersichtliche Nummerierung der Klassenzimmer, wie die große weite Welt vor. Klein waren wir und unsere Rucksäcke teilweise größer als wir selbst und mit lauter Dingen gefüllt, die unseren Alltag hier gestalten sollten. Mühselig und in absoluter Konzentration wurden Arbeitshefte gefüllt und Zettel beschrieben, Plakate gebastelt und Arbeiten geschrieben. Damals warteten wir alle auf unsere LEB’s. Irgendwann fingen wir an nicht mehr ganz so ordentlich die Blätter abzuheften oder erst eine Nacht vorher die Präsentationen zu erstellen und Hausaufgaben erst in der Pause vorher schnell noch aufgeschrieben. Das Leben hier hat sich verändert, aber auch wir haben uns verändert. Das alles liegt jetzt hinter uns, unser Entwicklung hier ist nun abgeschlossen und unser Alltag wird sich wieder verändern.
Aber wenn ich so an die letzten Jahre zurückdenke würde ich heute sagen, dass ich es doch nur in das nächste Dorf geschafft habe. Hier kennt man die meisten, grüßt sich auf den Fluren und der neuste Klatsch wird von Klassenzimmer zu Klassenzimmer weitergetragen. Beispielsweise die neusten Ereignisse zu den Beziehungsstatus der Mitschüler, einen Streit oder die Meinungen zu Arbeitsaufträgen und Lehrern – mal gut, mal wieder nicht so gut.
Feste werden gemeinsam gefeiert und Klausuren zusammen bewältigt. Zwischendurch wird das „Dorf“ mal kleiner, aber es gewinnt auch immer wieder neue Gesichter hinzu.
Wenn ich darauf zurückblicke, was 2/3 mein Leben gefüllt hat, dann ist es die Schule. Jeden Tag aufs Neue ging es darum in die Schule zu gehen, Menschen zu treffen und seine Leistungen zu erbringen.
Aber ist das wirklich so? Sind wir in die Schule gegangen um Leistungen zu erbringen?
Klar das gehört zum erfolgreichen Bewältigen der vielen manchmal scheinbar auch unlösbaren Aufgaben dazu.
Wir haben alle das Beste dafür gegeben, was für uns möglich war und heute bekommen wir in einem feierlichen Rahmen den Erfolg unserer Leistungen übergeben. Unser Abiturzeugnis!
Und egal mit welchen Noten wir heute diesen Lebensabschnitt beenden, jeder von uns kann stolz darauf sein. Meiner Meinung nach kann man das vielleicht auch mit sportlichen Leistungen vergleichen. Es gibt Menschen, die schaffen einfach keinen weiteren Wurf, keine schnellere Zeit, keinen Spagat oder einen Handstand. Andere können hier mehr leisten.
Aber am Ende haben wir alle unser Bestes gegeben und können manchmal sogar eine neue Bestzeit für uns selbst aufstellen, erreichen beim Spagat schon fast den Boden oder nutzen die Wand als Hilfsmittel für den Handstand. Alleine dadurch wird das Ergebnis von jahrelangem Training gezeigt. Und so sieht man das in unseren Zeugnissen heute auch. Nach den jahrelangem Lernen haben wir alle das Ziel auf unterschiedlichste Art und Weise erreicht, aber ganz wichtig – wir haben es erreicht!!
Und ich habe hier so viel mehr gelernt als meine Leistungen zu erbringen. Die Schule ist ein Ort wo viele unterschiedliche Menschen aufeinander treffen und ihre Zeit anfangen gemeinsam zu gestalten. So viele Stunden haben wir hier verbracht. Tage und Wochen in das Lernen oder erfolgreiche Verdrängen des Lernen investiert. 13 Jahre lang hat Schule unser Leben gefüllt.
Aber es gibt so viele Dinge und Erinnerungen, die wir mitnehmen. Es ist nicht alleine der Inhalt, der uns hier beigebracht worden ist. Es sind nicht Kafka, Newton oder die e-Funktionen, die uns in Erinnerung bleiben, zumindest nicht ausschließlich.
Es geht um so viel mehr. Wir haben für das Leben außerhalb dieser gelben Gebäude gelernt. Für ein Leben in der großen weiten Welt und nicht im nächsten Dorf. Das Leben, das uns jetzt in den unterschiedlichsten Formen begegnen wird. Sei es der neue Ausbildungs- oder Studiumplatz, der Auslandsaufenthalt oder ein FSJ, ein FÖJ, ein FKJ…
Und wenn ich mich versuche daran zu erinnern, was ich gelernt habe, dann fallen mir zwar Inhalte ein und in meinen inzwischen verstaubten Ordnern finde ich all meine Aufzeichnungen, aber ich erinnere mich auch an die Klassen- und Kursfahrten, an Skifreizeiten und Skisportveranstaltungen. Ich erinnere mich an Menschen und an verschiedene Situationen und unterschiedlichen Gefühlen. Ich erinnere mich an Verständnis und Missverständnis. Ich weiß, wie es sich anfühlt Freunde zu gewinnen und Freunde zu verlieren, seine Freunde glücklich oder traurig zu sehen. Die Erinnerung ein Kompliment zu bekommen oder etwas zu lernen, das einen berührt. Ich erinnere mich daran, wie es sich anfühlt Erwartungen auch mal nicht zu erfüllen oder zu scheitern. Ich kenne das Gefühl der Hilfe und des Miteinanders. Ich weiß wie es sich anfühlt nicht verstanden zu werden oder einen neuen Weg einschlagen zu müssen. In solchen Erinnerungen spiegelt sich für mich das wieder, was wir in der Schule wirklich fürs Leben gelernt haben.
Das Leben funktioniert nun mal nicht als Einzelgänger, zwar hat jeder Mensch seine eigene Geschichte und handelt nach eigenen Prinzipien, hat seine eigenen Gründe dafür, warum er sich so verhält. Aber jeder ist es wert, dass man ihm eine Chance gibt, damit auch er das Gefühl einer Gemeinschaft spüren kann.
Gemeinsam kann man Aufgaben meistern, die alleine nicht zu geschafft gewesen wären. Es ist in Ordnung, wenn man einfach wirklich mal etwas nicht kann. Scheitern kann auch okay sein. Doch nur gemeinsam stehen wir wieder auf und danach wird es Dinge geben, in denen wir gut sind und die uns zum Erfolg führen.
Das Ende von etwas ist immer mit dem Anfang von etwas Neuem verbunden. So auch heute, die Schule endet und etwas Neues, für uns noch Unentdecktes beginnt. 13 Jahre lang haben wir auf diesen Moment hingearbeitet und heute ist er gekommen. Stolz können wir diesen Abschnitt für uns beenden und zuversichtlich, vielleicht auch etwas mit Angst und Bedenken, in einen neuen Lebensabschnitt starten.
Am Ende möchte ich stellvertretend des gesamten Abiturjahrgang unserem kleinen gelben Dorf in Hannover danken! Es wurde uns ermöglicht einen Lebensabschnitt individuell zu durchleben. Wir haben Unterstützung und Verständnis bekommen, wenn wir es brauchten, aber auch mal die lauteren, ernsteren Worte, die uns an das Wesentliche erinnert haben und auf den richtigen Weg zurückbrachten. In sieben unterschiedlichen Klassen haben wir alle gemeinsam – gestärkt durch unsere Tutoren und Lehrer – eine Zeit verbringen dürfen, die uns in Erinnerung bleibt und auf das vorbereitet hat, was nun folgen wird. Wir sagen danke!! Auch an unsere Eltern und Freunde, die mit uns gelitten, gefiebert und gefeiert haben. In allen Lebenslangen musstet ihr uns ertragen und habt meist Verständnis dafür aufbringen können.
Und nun gratuliere ich uns allen zum Abitur 2017!!
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