Interview mit Stefan Maaß: „Verbindlich, ehrlich und ja, vielleicht auch humorvoll.“

Interview von Lana aus der 10. Klasse.

Lana: Wie geht es dir im Moment, auch in Bezug auf Corona?

Stefan: Boah, dass ist ja gleich eine schwierige Frage zum Anfang.

Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich die jetzige Situation als Herausforderung betrachte. Es ist schon eine andere Art von Arbeit und von Beruf, da sich viel geändert hat und man auf viele zusätzliche Vorschriften und Regeln achten muss. Ich merke schon, dass es eine angespannte Situation ist und ich mir mehr Sorgen als sonst mache, weil ich auch möchte, dass wir dieses Schuljahr vor Ort in der Schule gemeinsam sind und nicht online lernen müssen

Wie bist du drauf gekommen Lehrer zu werden und was hast du studiert?

Ich fange mal mit der einfachen Frage an. Also studiert habe ich Wirtschaftspädagogik und Sport. Das führt dann zum Abschlussdiplom Handelslehrer, damit ist man eigentlich gut vorbereitet, um im Vorbereitungsdienst für Berufsschulen zu gehen. Also Berufsschullehrer zu werden und da schließt so bisschen an, dass ich in der Schule nicht so ein klassischen Weg genommen hab, sondern das ich in der Realschule meine Jugendphase hatte und meinen Jugendrang brauchte und da halt mit einem Hauptschulabschluss abgegangen bin. Und dann bin ich an eine Berufsschule gekommen und habe da dann entdeckt, dass im kaufmännischen Bereich auf jeden Fall auch Stärken von mir liegen. Und hab dann halt über diesen Weg, über die Berufsschule, meinen erweiterten Realschulabschluss gemacht, dann eine Ausbildung und nach der Ausbildung habe ich halt ein bisschen gearbeitet und da dann auch gemerkt, dass ist doch nicht so das, was ich mir so vorstelle im Beruf. Ich möchte irgendwie mehr Kontakt haben und dann kam so ein bisschen aus der Biografie der Gedanke, Lehrer zu werden und Dinge weiterzugeben und zurückzugeben. Und dann war das im Studium eigentlich immer noch nicht ganz klar, weil ich immer noch diese wirtschaftliche Seite interessant fand und am Ende musste ich mich entscheiden, was ich mache und da haben mir dann die Praktika geholfen, in denen ich gemerkt habe, dass Lehren einfach mein Ding ist.

Denkst du, dass du ein guter Lehrer bist?

Ja, das mag ich schlecht beurteilen, also ich nehme mir schon vor so gewisse Prinzipien, die sich im Laufe der Jahre so entwickeln haben, die euch auch stückweit vorzuleben und mitzugeben. Ob mir das immer gelingt, dass weiß ich auch nicht. Ich versuche es zumindest und solange ich das Gefühl habe, ich bleibe meinen Prinzipien auch treu, bin ich mit meinem Beruf zufrieden. Und ob ich ein guter Lehrer bin, müssen dann auch im Endeffekt die Schüler beurteilen. Ich glaube man sollte mit dem, was man tut, immer zufrieden sein und das bin ich.

Was stört dich am meisten am Lehrersein?

Der Papierkram. Also alles, was nicht mit Schülern oder Unterricht zu tun hat, ist für mich manchmal schwierig, auch zu meistern und zu machen weil es dem Ziel auch irgendwie nicht immer dient. Es ist unheimlich viel rechtlicher Kram, rechtlicher Aufwand, Organisationsaufwand, Konferenzen und so weiter. Was da teilweise oben draufkommt, was nicht immer zielführend und von mir wahrgenommen wird und was auch nicht dem dient, was ich eigentlich bezwecken will. Dieses Ganze, was ihr nicht im Unterricht seht, was so am Nachmittagsbereich und der Pausengesprächen stattfindet. Dieser Verwaltungsaufwand, den ich von meiner Ausbildung so gut kenne, den ich eigentlich nicht mehr so haben wollte, aber der schon immer stärker zu unserem Beruf wird.

Und was ist für dich das Schönste am Lehrersein?

Wenn ich sehe, dass Schüler sich entwickeln, dass sie aus Situationen lernen und dass eine gute Stimmung da ist. Dass man sich vielleicht auch mal streitet oder aneinander irgendwie reibt, weil man unterschiedliche Meinungen hat und am Ende erkennt, dass man seine Meinung ändern muss. Man nimmt auch unheimlich viel mit von den Schülern. Mir macht am meisten Freude, wenn ich sehe, dass sich Schüler entwickeln und man gemeinsam eine gute Zeit – das finde ich wichtig.

Gibt es Fächer die du jetzt gerne noch unterrichten würdest, wenn du könntest?

Vielleicht Physik. Dieses Fach gibt es bei uns ja nicht, es heißt hier Naturwissenschaften, da hätte ich jetzt nicht so Interesse  an Chemie oder auch Biologie. Physik würde mich sehr reizen  und interessieren. Also das wäre ein Fach was ich mir so vielleicht vorstellen könnte.

Wie findest du das Duzen an unserer Schule?

Hat Vor- und Nachteile, also ich kenne das auch aus meiner Ausbildungsfirma. Wir waren einer der wenigen Firmen, wo wir uns geduzt haben und ich finde, dass das erstmal eine gute und vertrauensvolle Atmosphäre schafft. Es ist aber so ein Unterschied – Entschuldigung für den Kraftausdruck – wenn man sagt „Du Arschloch“ oder „Sie Arschloch“ und das heißt dann immer wenn Konflikte aufkommen ist das „Du“ dann immer gleich eine persönliche und emotionale Ebene vielleicht als das „Sie“. Ich stehe mit gemischten Gefühlen dazu. Ich denke das „Du“ sollte trotzdem auch respektvoll verbunden werden und das ist mir auch schon wichtig auch im Umgang mit den Schülern, dass auch die Schüler an der Schule verstehen, dass es ein Privileg ist den Lehrer auch zu Duzen und das es den nötigen Respekt und die nötige Distanz dann einfach erfordert, dass „Du“ dann vernünftig umzusetzen.

Wie findest du die Corona-Regeln?

Ich finde es prinzipiell gut, dass es Regeln gibt. Da bin ich so ein bisschen bei dem Punkt, was ich vorhin gesagt habe, mit dem: was stört dich an deinem Beruf. Es verlangt unheimlich viel von uns Lehrkräften im Hintergrund und es ist wieder sehr viel zusätzliche Arbeit. Ein Problem, was ich mit Regeln habe ist, wenn ich Regeln gebe, dann möchte ich auch dass ich sie A) vorlebe und B) dass sie umgesetzt werden und wenn sie nicht umgesetzt werden, muss ich mir Gedanken über Konsequenzen machen und da kommt einfach so viel auf uns zu, was teilweise gar nicht so leicht ist. Ich finde es viel wichtiger, dass wir eine Verantwortung für euch tragen und dass wir uns halt gut verhalten und auch dann auch gut durch die kommende Zeit kommen.

Kann man deiner Meinung nach auch mal kleine Späße im Unterricht machen?

Joa, das solltest du wissen, also dass ich das unheimlich wichtig finde und weil es dann mal Situationen auch mal auflockert, weil es auch irgendwo stückweit Sachen auflockert. Ich denke  das ist auf jeden Fall keine Einbahnstraße, finde es gut wenn Schüler auch mal ’n Witz machen. Ich mache auch mal gerne ein Witz, dass ist glaube ich alles in Ordnung, aber es muss dann auch wieder zielführend weitergehen und das ist auch so ein Thema, wo ich in Zukunft mal dran arbeiten kann. Manchmal lasse ich mich dann zu zu vielen Witzen oder Ablenkungen hinleiten, aber grundsätzlich finde ich das schon gut das Humor dann auch eine Rolle spielt und das nicht alles immer zu super ernst genommen wird, dafür ist das Leben dann auch zu schade.

Das Sportfest fällt aus … wie stehst du dazu?

Ich finde es unheimlich schade. Ich halte es für sehr wichtig, dass ihr in der Schule auch Sachen lernt, die ja vielleicht entscheidender fürs Leben ist, als mache Sachen, die man im Unterricht mitbekommt. Es ist auch wichtig, dass man den Fokus für die allgemeinen Regeln auch darauf lenkt, was die Schule auszeichnet und das Schulleben ist im letzten halben Jahr natürlich sehr kurz kommen.

Wirst du unsere Klasse nach der 10. Klasse vermissen?

Ich bin kein Typ fürs Vermissen und ich bin auch kein Typ für Verabschiedungen,  der das gerne mag oder der Verabschiedungen so zelebriert. Ich sehe das eher so, was habe ich aus der Klasse mitgenommen und wie war so die Zeit und das will ich dann auch erst am Jahresende endgültig beurteilen. Ich werde sicherlich in den einen oder anderen Momenten zurückblicken und mich über Sachen freuen oder auch ärgern. Ich bin, glaube ich, nicht so der emotionale Typ, dass ich jetzt irgendwie sage: Ich vermisse alle total und so. Ich glaube am Ende werde ich mich freuen eine schöne gemeinsame Zeit mit euch gehabt zu haben und ich habe auch unheimlich viel von euch gelernt: ihr seid ja eine ganz herausfordernde Truppe, aber total spannend und freue mich eigentlich euch nach wie vor zu begleiten. Ich gucke nicht so in die Vergangenheit, sondern ich gucke dann eher so ein bisschen darauf, dass wir dieses Jahr jetzt noch gut zusammen verbringen und das ihr eure Ziele auch vor allem erreicht.

Könntest du dich in 3 Worten beschreiben?

Es ist immer schwierig, etwas über dich selber zu sagen und was sind so drei Wörter! Also, da sind wir vielleicht wieder bei den Prinzipien, was ich irgendwie wichtig finde, dass Schüler mich auch als ehrlich wahrnehmen. Das wäre so das erste Wort ehrlich. Das sie mich auch als verbindlich wahrnehmen,  dass sie halt einfach merken, so Stefan steht irgendwie zu seinem Wort oder probiert das auch einzuhalten und dann vor allem auch irgendwie… Das dritte Wort fällt mir schwer – das sind dann alle unterschiedliche Sachen … verbindlich, ehrlich und ja, vielleicht auch humorvoll.

Wo könntest du dich in 10 Jahren sehen?

Auf jeden Fall weiter im Unterricht, also das steht für mich ganz klar das ist mein Fokus beruflich bleibt der Unterricht da hat man auch viele Chancen sich weiterzuentwickeln von Positionen her oder so. Weiß ich nicht ich sehe mich im Unterricht und privat sehe ich mich die Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden genießen. Also wünsche ich mir das sich nicht so viel an meinem Leben ändert.“

Freust du dich schon auf die nächsten Ferien und hast du schon Pläne?

Ich freue mich auf die Ferien. JA! Ich habe aber auch ein bisschen Erfurcht vor den Ferien, weil ich in der Zeit noch einmal Vater werde und ich merke das ich von Tag zu Tag immer angespannter werde. Freude ja, aber mein Fokus liegt eher auf anderen Dingen.

Wie fandest du unser Interview?

Ich fand es sehr angenehm. Die Fragen waren wirklich gut vorbereitet. Du kennst mich Lana… Du hättest einfach an manchen Stellen einfach noch Zwischenfragen können, wenn dich etwas interessiert, aber ich glaube, das ist dann die hohe Kunst des Journalismus. Die Fragen waren top vorbereitet und ich habe von dir eigentlich auch nichts anderes erwartet.

Danke, dass du dir Zeit genommen hast für das Interview.

Ja, bitte schön!

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