Käthe Kollwitz – Eine Annäherung

Der Prüfungskurs Kunst im 12. Jahrgang beschäftigt sich mit den sozial- und gesellschaftskritischen Werken von Käthe Kollwitz und ihren künstlerischen Zeitgenossen.

Neben der Erfahrung der Lebensumstände und der Wirren der Zeit gingen die Schüler*innen selbst auf Spurensuchen und erkunden zeichnerisch ihre Beziehung zu sich, anderen Menschen und ihrer Umwelt.

In den Unterrichtsstunden ist ein textlicher Abriss zum Leben von Kollwitz entstanden sowie beeindruckende künstlerische Selbstzeugnisse der Schüler*innen.


Käthe Kollwitz – mutig, selbstlos und ausdrucksstark.

Ein Text von Lilli, Nele und Meyrem.

Nicht nur ihre Persönlichkeit, sondern auch ihre Kunst weist diese Merkmale auf. Mit ihren Werken stellte die heute angesehene Künstlerin zu ihren Lebzeiten jedoch eine Bedrohung für die Regierung dar. Ihre sozialkritische Einstellung und ihr Engagement für die Arbeiterschaft waren den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge. Kollwitz nutzte die Kunst als ein Mittel, auf das soziale Elend in der Gesellschaft und vor allem der Großstadt aufmerksam zu machen. Dabei thematisierte sie beispielsweise Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger während der (Vor-)Kriegszeit und bezog sich besonders oft auf das Leid der Frauen. 

Als Tochter eines Maurers wurde sie am 08. Juli 1867 in Königsberg geboren und entdeckte ihr besonderes künstlerisches Talent schon früh. In der Kunst sah sie eine Möglichkeit, das Leben zu ertragen. Viele schmerzliche Erfahrungen, wie der Tod ihres Sohnes, ihres Enkels und ihres Mannes, die Käthe durchleben musste, prägten sie und ihre Kunst ebenso deutlich, wie das Leid anderer um sie herum.

In der Arztpraxis ihres Mannes Karl Kollwitz wurde sie erstmals mit den Problemen der Patienten konfrontiert. Diese Wahrnehmung des Elends Einzelner scheint für Käthe eine besonders große Bedeutung gehabt zu haben, denn nicht nur das Leid, dem sie gezwungenermaßen  gegenüber stand, wurde zum Blickpunkt ihrer Kunst. Stattdessen besuchte sie sogar freiwillig Brennpunkte des sozialen Elends: Frauengefängnisse und Obdachlosenheime, Orte, an denen das Leid in hohem Maße anzutreffen ist.

Diese Tragödien betrachtete Kollwitz allerdings nicht bloß aus der Ferne. Sie selbst war fünf Jahre lang in der Internationalen Arbeiter-Hilfe (IAH) sozial tätig. Auch mit ihrer Kunst wollte sie mehr als nur darstellen. Nicht selten wurden ihre Zeichnungen auf Flugblättern oder Plakaten vielfach gedruckt und der Öffentlichkeit präsentiert.

Ihre Bilder erreichen dabei eine Tiefe und Tragik, die von Idealismus weit entfernt sind. Was Kollwitz damit an der Gesellschaft kritisierte, wurde ihr bald selbst zum Verhängnis. Ihre Tätigkeit als erste Professorin an der preußischen Akademie wurde 1933 von der Regierung bedroht. Käthe, die auf ihren Zeichnungen einen Appell für den Zusammenschluss einer gemeinsamen Arbeiterfront der KPD und SPD thematisierte und sich so auch gegen Adolf Hitler aussprach, verlor durch Zwang ihre Stelle an der Akademie. Die ohnehin nicht dem nationalsozialistischen Ideal entsprechende Künstlerin musste ihre Arbeit nun niederlegen, ihre Werke durften nicht mehr ausgestellt werden und wurden beschlagnahmt, ihr selbst wurde mit dem Konzentrationslager gedroht.

Doch trotz aller Versuche von Menschen aus ihrem Umfeld, sich für sie einzusetzen, stand Käthe zu ihren Taten und lehnte standhaft alle Verteidigung und Hilfe ab. Nachdem auch ihre Wohnung durch den Krieg zerbombt worden und ihre Familie im Krieg gefallen war, hielt Käthe nichts mehr in Berlin und sie zog nach Moritzburg, wo sie 1945, nur ein Jahr nach dem Umzug, verstarb. Käthes tragische Geschichte und ihr starker Charakter, ihr Wille, die Gesellschaft zu verbessern und ihr Wunsch nach Gerechtigkeit – das alles spiegelt sich in ihren Werken wider.

Käthes Kunst ist mit Sicherheit zeitlos, denn die Emotionen und Probleme, die sie mit ihren Zeichnungen ausdrückt, sind auch heute noch von immenser Bedeutung. Nicht zu Unrecht wurde Kollwitz der Orden „Pour le Mérite“ für Wissenschaft und Künste verliehen. Sie war, ist und bleibt eine Künstlerin mit dem Blick für die Realität und beeinflusst so nicht nur das Jahrhundert ihrer Lebzeiten.


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von Anders Noren.

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