Janosch

Der alte Mann und der Bär (1985) 

Empathie-Neugier-Tod

Buchstaben auf Papier und bunte Bilder. Als kleines Kind faszinierte mich diese träumerische Welt. Mit meinen Eltern und Großeltern saß ich abends auf der Couch und ließ mir aus den verschiedensten Welten berichten. Ich fühlte mit den verschiedensten Charakteren mit, sei es eine kleine Maus oder ein alter Mann. Bei meinem letzten Bibliotheksbesuch fand ich es nun wieder: „Der alte Mann und der Bär“, ein Buch, welches mich zu meinen Kindertagen fesselte und nun eine kindliche Begeisterung bei mir auslöste. Ein alter Mann namens Gregor arbeitet das ganze Jahr über hart, um sich im Winter Vögel zu kaufen, welche wegen ihres Gesanges zu Unterhaltungszwecken gefangen gehalten werden. Er pflegte die Vögel und wenn es ihnen gut ging, ließ er sie frei. Diese selbstlose Art zu leben faszinierte mich zutiefst und weckte großen Respekt und Sympathie in mir. Der alte Mann spiegelt für mich die gute Seite des Menschen wieder. Er lehrte mich, andere zu unterstützen und zu respektieren. Nun ging es dem alten Mann selbst immer schlechter und er konnte nur noch wenig arbeiten. Dennoch gab er sein letztes Geld, um einen einzigen Vogel zu kaufen. Jedoch konnte er ihn nicht mit Futter versorgen und so suchte er einen Bären auf, um ihn um Hilfe zu bitten. Die Tiere, welche sich dem alten Mann angeschlossen hatten, bestätigten seine guten Absichten, sodass der Bär trotz seiner schlechten Beziehung zu Menschen, den Mann und den Vogel aufnahm. Der Vogel war versorgt und der alte Mann schlief ein und er fühlte, wie er einem hellen Licht entgegen schwebte und von Engeln freundlich aufgenommen wurde. Diese natürliche und friedliche Darstellung des Todes verstand ich damals noch gar nicht richtig. Dennoch behielt ich diesen Gedanken inne und bemerkte erst, als ich das Buch erneut las, dass ich diesen schon seit meiner Kindheit in mir trug. Das Buch endet nun damit, dass der Bär im nächsten Winter kein Essen mehr hat und sich auf die Suche macht. Nun bricht er zusammen, aber der Vogel, dem er im Winter zuvor half, landet auf seinem Kopf und lässt ihn neuen Mut fassen. Und sie schaffen es, gemeinsam bis zum nächsten Dorf.  Dort versuchen sie, in der Kirche Unterschlupf zu finden, die Menschen jedoch helfen ihnen nicht. Zum Helfen wäre ja auch morgen noch Zeit. Der Bär und Vogel waren jedoch am nächsten Morgen verschwunden, ein Engel hatte sie mitgenommen. So wurde der alte Mann zu einem Vorbild für mich. Dieses kurze, bunte Buch vermittelte mir auf nur wenigen Seiten Respekt, Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit und die Vorstellung eines friedlichen, natürlichen Todes. Auch wenn ich oberflächlich die Bücher nach dem Cover aussuchte, blieb mir das, was mir dieser Inhalt vermittelte, als intensiver Begleiter erhalten.

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