3 Fragen an MELANIE GARANIN. Durchleben. Überleben. Leben.

Melanie Garanin kennt ihr bestimmt alle: sie illustriert die Kinderbücher Pippa Pepperkorn. Pippa erlebt lustige Dinge in der Schule, in den Ferien, zuhause: diesen lustigen Situationen gibt Melanie zeichnerisch ein Gesicht. Melanie illustriert viele Kinderbücher und bloggt über das Leben mit ihrer Familie und den Hunden, Hühnern und Pferden in Falkensee – das ist eine kleine Stadt in der Nähe von Berlin.

Melanie und ihr Mann haben vier Kinder. Drei sind da, ihr jüngstes Kind Nils – das stirbt mit drei Jahren. Ein riesengroßes, dunkles Loch tut sich auf. Und das Loch verschlingt sie alle nicht, obwohl es gefährlich groß ist. 
 
Wir haben Melanie Garanin gefragt, wie sie mit einem so großen Verlust zu leben gelernt hat. Was man tun kann, wenn einen das dunkle Loch zu zerreißen droht. Und: Was das Allerwichtigste ist im Leben. Denn sterben müssen wir ja alle sowieso. Da kann man sich schon mal besinnen auf das Hier und Jetzt. 

Melanie Garanin haben wir ausnahmsweise 4 Fragen gestellt. Drei haben einfach nicht ausgereicht.

© Melanie Garanin

Wenn man etwas sehr Wichtiges oder jemand sehr Wertvollen verloren hat – wie geht man um mit so einem großen Verlust? 

Melanie Garanin: Das kann man hier nicht in ein zwei Sätzen erklären. Jeder macht das anders, da gibt es kein Wie-geht-man-damit-um-Rezept. Ich selber weiß es auch nicht wirklich.
Nur, dass man keine Wahl hat, zu lernen, damit umzugehen. 
Fragt man zehn verschiedene Menschen, die trauern, bekommt man sicher zehn verschiedene Varianten. Ich selber versuche, irgendwie weiterzumachen. Eine Zeitlang habe ich zum Beispiel nach gelb gesucht. Kleine gelbe Blumen, gelbe Blätter, einen gelben Gegenstand irgendwo. So als kleine Anker, kleine Zeichen im Alltag, die ich dann fotografiert habe. Ich habe auch einen kleinen gelben Stern auf mein Handgelenk tätowieren lassen. Irgendwie haben mich diese Dinge daran erinnert, dass immer was bleibt. Auch wenn mein Wertvollstes weg war.
Zum Glück habe ich meine Familie, meine anderen Kinder und sehr gute Freunde. Wir alle geben uns gegenseitig genug Kraft.

Und: Kannst du mit ganzem Herzen lieben, obwohl dein Herz gebrochen wurde? Wie machst du das? 

Melanie Garanin: Zerbrochenes Herz hört sich nach Liebeskummer an für mich. Wie wenn man von jemand anderem das Herz gebrochen bekommt. Und dann erstmal das Vertrauen in die Liebe verliert. 
In dem Fall muss man lieben vielleicht wieder lernen.
Wenn ein Mensch stirbt, den man so sehr geliebt hat, dann fühlt sich das anders an, finde ich. Ich habe das mal als Loch im Herzen beschrieben, irgendwo, irgendwann. 
Es tut furchtbar weh, wird nie mehr heilen, aber der Liebe schadet das gar nicht. Im Gegenteil vielleicht sogar. Ich habe gemerkt, dass die Liebe nicht aufhört, nur weil der, den man liebt, nicht mehr da ist. Mein Herz mit dem fetten Loch, ist, behaupte ich jetzt mal, zu der größten Liebe überhaupt fähig. Nämlich einer, die über den Tod hinausgeht und die ich auch zurück spüre in meinem Herzen (ich schwöre), auch wenn sie von etwas kommt, dass nicht mehr hier ist.
Um zur Frage zurück zu kommen: Nein, ich kann nicht mehr mit ganzem Herzen lieben, aber mein kaputtes tut es auch. 

© Melanie Garanin

Der Tod ist das Ende des Lebens. Wie füllen wir die Zeit zwischen Geburt und dem Tod am besten? Was ist das Wichtigste im Leben?

Melanie Garanin: Oh. Wenn ich jetzt antworte, Liebe ist das Wichtigste im Leben, hört es sich langsam richtig schmalzig an. 
Pippi Langstrumpf sang mal: Ich mach mir die Welt wiedewiedewiesiemir gefällt.
Ziemlich klug, finde ich. Etwas egoistisch auf den ersten Blick, aber ich finde es wichtig, immer nach vorne zu gucken. Alles zu machen, für sich, für die Welt, damit es irgendwann gut wird.

Wenn die Tage grau sind und die Stimmung düster: was hilft dir?

Melanie Garanin: Licht kommt auch durch dichte Wolkendecken. Ich gehe viel raus. Sehr viel. Auf keinen Fall gucke ich Fernsehen oder bleibe im Bett. Das tut mir gar nicht gut. Ablenkung, meine Tiere, die Hunde, meine Pferde, Wäsche, einkaufen, kochen müssen, zeichnen, schreiben und Yoga.
Verdrängung von düsterer Stimmung ist meine Königsdisziplin.

Vielen Dank für das Interview, liebe Melanie! <3

Ihren fantastischen Blog findet ihr hier: https://melaniegaranin.com

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