Hinsehen – Eine Rede zum Thema Fleisch

Von Anna Yola Darmstädter

Stellt euch vor, alle würden die Augen öffnen. Die Augen öffnen und erkennen, dass Fleisch nicht bloß ein Nahrungsmittel ist. Dieser Burger, eine Kuh. Der Chicken-Wing, ein Huhn.

Das Bewusstsein ist zwar bei den Meisten vorhanden. Das Bewusstsein, dass die Fleischproduktion nicht ganz so schön ist, wie auf der Verpackung dargestellt. Irgendeinen Grund muss es ja geben, dass diese merkwürdigen Veganer auf die Straße, gegen Schlachthäuser und für Tierrechte, gehen. Doch dann wird lieber weggesehen, denn sonst müsste man vermutlich noch was an seinen Konsumgewohnheiten ändern, um mit seinem Gewissen klar zu kommen. Müsste man? Muss man!

75% der Bevölkerung möchten, dass Fleisch aus „artgerechter Tierhaltung“ stammt, doch dabei übersehen sie liebend gerne, dass „Tierwohl-Labels“ bloß Marketing sind und die Tiere dennoch, wenn überhaupt, unter minimal besseren Bedingungen leiden. So legitimiert auch Bio nicht den Fleischkonsum.
Davon abgesehen sind Worte und Taten zwei unterschiedliche Dinge. Denn obwohl 75% für „artgerechte Haltung“ sind, stammen 98%, des in Deutschland gegessenen Fleischs, aus der Massentierhaltung. Doch so schlimm ist es schon nicht, oder?


Tiere, eingepfercht in Tierfabriken, zurechtgeschnitten, enthornt, kastriert, mit abgeschliffenen Zähnen und abgeschnittenen Schwänzen und Schnäbeln. Das alles nur, damit sie sich nicht gegenseitig umbringen. Kannibalismus, bewegungslos eingesperrte Tiermütter, künstliche Besamungen, Beschäftigungslosigkeit und ein Leben in Enge und Dreck, darunter die eigenen Exkremente- so sieht das Leben des „Nutztiers“ aus. Nutztiere, schlechter behandelt als Gegenstände.

Lange währt dieser Zustand nicht – nicht mal bis die Tiere erwachsen sind – doch was danach kommt, ist auch nicht schöner. Angefangen mit den Transport zum Schlachthof. Ein Transport voll von Stress, Angst und Schmerzen.


Vor ihrer eigenen Schlachtung müssen die Tiere die Schreie und den Tod ihrer Artgenossen miterleben. Die Betäubung durch Gas, Strom oder einen Bolzenschuss vor der Durchtrennung der Halsschlagader soll das Schmerzempfinden ausschalten, doch bei 7% der Tiere-also jährlich bei 56 Millionen Tieren in deutschen Schlachthöfen- ist diese Betäubung mangelhaft. Diese Tiere müssen ihre Schlachtung also bei völlig klarem Verstand und ohne Betäubung miterleben.

Schlachtung erfolgt immer gleich – in der Massentierhaltung und beim Metzger von nebenan.

Doch Fleisch schmeckt ja so gut.

Zudem belastet Fleisch das Klima und trägt zur Umweltzerstörung, durch die hohe Treibhausgasemission bei der Nutztierhaltung und der Verarbeitung von Tierprodukten und die Abholzung des Regenwaldes für die Futtermittelproduktion, bei.

Es verschwendet wertvolle Ressourcen wie Land, Wasser und Pflanzen und ist somit mitverantwortlich für den Welthunger.

Doch die Augen bleiben verschlossen. Sie wollen nichts sehen. Und darum isst der „durchschnittliche Deutsche“ weiterhin ungefähr 1.000 Hühner, 50 Schweine, 50 Puten, 5 Rinder, 5 Schafe, 50 Gänse und Enten und unzählige Fische und Meerestiere in seinem Leben.

Und nun fragt euch, was würde passieren, wenn dieser „durchschnittliche Deutsche“ seine Augen öffnen würde, anstatt sich hinter den immer gleichen Argumenten zu verstecken.

Ein Gedanke zu “Hinsehen – Eine Rede zum Thema Fleisch

Kommentar verfassen